Bewertung von Aufzugherstellern
- Lars Watermann
- 26. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Neuanlage, Service, Modernisierung, Mitarbeiter
Die inneren Werte zählen. Kaum einer Frage haften so viele Mythen an wie der nach dem Marktwert eines Aufzugherstellers. Wir bringen Licht ins Dunkel.
Kernaussagen:
Am Markt existieren überholte Vorstellungen über den Unternehmenswert von Aufzugherstellern
Wer den Firmenwert realistisch einschätzt, erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Transaktion signifikant
Die bekanntesten Irrtümer lauten:
Die Käufer haben kein Interesse an der Fertigung
Unternehmenswert = x-facher Jahresnettoumsatz im Service
Die Qualifikation der Mitarbeiter wird nicht bewertet
Das MOD-/REP-Potenzial wird von Käufern nicht berücksichtigt.
Fertigung
Die Annahme, Käufer hätten nur Interesse am Service-, aber nicht am Neuanlagengeschäft, ist überholt. Denn gerade die großen und damit aus Käufersicht attraktiveren Firmen verfügen über eigene Konstruktion und Fertigung. Und solange die zugekaufte Fertigung nicht nachhaltig defizitär ist und im besten Fall Produkte abdeckt, die dem Käufer in seinem Portfolio fehlen, gibt es kaum einen Grund, die Aufzugherstellung einzustellen.
Vier Beispiele aus von uns beratenden Transaktionen: Bei DRALLE Aufzüge (Bielefeld) war es für Schindler gerade von Interesse, eine profitable Produktion mit dem Fokus auf Hydraulik-Aufzüge zu akquirieren und somit die Chance zu eröffnen, ein lange Zeit vernachlässigtes Marktsegment wieder zu erschließen. Gleiches galt für Konstruktion und Fertigung bei der Matthias Schernikau GmbH (Möhnsen), bei A.S. Aufzug + Service (Bissendorf) oder bei Butz & Neumair (Bergkirchen).
Welche Fragen bei der Bewertung des Neuanlagengeschäftes relevant sind:
⇒ Werden qualitativ hochwertige Aufzüge produziert?
⇒ Wird die Neuanlage durch Service oder Reparaturgeschäft subventioniert?
⇒ Wie ist die Konvertierung von Neuanlage zu Servicevertrag ?
⇒ Sind Kalkulationsmethoden transparent und nachvollziehbar?
Service
Serviceverträge haben einen wesentlichen, aber keineswegs alleinigen Einfluss auf die Firmenbewertung. Die Wertfindung für den Servicebereich ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Dazu gehören:
⇒ Laufzeiten und Kündigungsfristen der Verträge
⇒ vertragliche Preisanpassungsklauseln
⇒ Alter und damit Modernisierungs- bzw. Reparatur-Potenzial der Anlagen
⇒ Schwund bei den Anlagen unter Vertrag in den letzten drei Geschäftsjahren
⇒ Verteilung Eigen-/Fremdfabrikate
⇒ Entwicklung des Portfoliowertes
⇒ Vertragsmix (All-In-Verträge; Klumpenrisiko)
⇒ Verteilung öffentliche zu privaten Auftraggebern
⇒ Gesamteindruck der Anlagen
⇒ Nachvollziehbarkeit der Wartungsbücher und Vollständigkeit der TÜV-Berichte
Modernisierung und Reparatur
Das MOD-Potenzial, das naturgemäß dem Neuanlagengeschäft zugeordnet wird, hat zunehmend Einfluss auf die Gesamtbewertung. Eine fundierte Analyse (unter anderem der Altersstruktur) der Anlagen sollte vorliegen, bevor man mit Kaufinteressenten in Gespräche geht. Denn die jeweiligen Methoden, mit denen die Big 4 allein dieses Segment bewerten, weichen teilweise erheblich voneinander ab. Ein transaktionserfahrener Berater kennt die einzelnen Methoden im Detail und kann daher individuell und gezielt die Verhandlungen mit großen Konzernen steuern.
Ebenso wird dem Reparaturvolumen eine deutlich höhere Bedeutung beigemessen als bisher. Für dieses Segment, das typischerweise dem Service zugeordnet wird, sollte eine Analyse des Portfolios vorliegen, bevor ein M&A-Projekt gestartet wird.
Mitarbeiter
Es herrscht Fachkräftemangel. Heute und vor allem künftig. Bereits vor diesem Hintergrund suchen Firmen der Aufzugindustrie händeringend nach erfahrenen Monteuren ebenso wie nach interessierten Einsteigern. Bei einem Firmenverkauf sollte man dies angemessen bepreisen. Die Erfahrung zeigt: Käufer haben großes Interesse daran, dass alle Mitarbeiter an Bord bleiben.