Zukunftsplanung
- Lars Watermann
- 26. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 11 Stunden
Übergeordnete Vermögensziele helfen dabei, einige der Kernfragen für Familienunternehmen zu lösen: Nachfolge, Versorgung der Familie, Vermögensaufteilung unter den Kindern, Schutz der Firma vor ungewolltem Zugriff und der Familie vor Vermögensschwund.
Umgang mit Veränderung
In dem Kapitel „Pro & Contra Firmenverkauf“ haben wir die Gründe erläutert, die für einen Verkauf sprechen. In dem Zusammenhang haben wir auf den richtungsweisenden Artikel von Marc Andreessen hingewiesen, den wir als Pflichtlektüre für jeden Unternehmer sehen. Andreessens Gedanken führen zwangsläufig zu der Frage, warum – oder besser ob – es „mein“ Unternehmen in 5 oder 10 Jahren so noch geben wird? Warum sollten technologische Neuerungen ausgerechnet um meine Branche einen Bogen machen?
Charakteristisch für Aufzugunternehmer ist, dass es fast allen von ihnen wirtschaftlich sehr gut geht. Und dies verstärkt die Neigung, Veränderungen mit potenziell negativem Einfluss auf das Kerngeschäft auszublenden.
Zu dieser Frage der strategischen Zukunftssicherung gesellen sich solche nach der personellen Absicherung des Unternehmens und nach dem finanziellen Schutz der Familie. Wer soll mein Nachfolger werden? Welche Nachfolgeregelung stellt die eigene Versorgungssicherheit und die meiner Familie sicher? Wie kann eine gerechte Vermögensaufteilung innerhalb der Familie gewährleistet werden? Wie schütze ich das Familienunternehmen vor ungewolltem Zugriff? Wie verhindere ich den übermäßigen Verbrauch des Familienvermögens?
Zur Beantwortung dieser Fragen ist es hilfreich, übergeordnete Vermögensziele zu definieren und sich mit Zukunftsplanung zu beschäftigen. In ein solches Konzept müssen vor allem schenkungs- und erbschaftssteuerliche Aspekte einfließen, daher ist die Hinzuziehung eines Steuerexperten ratsam.
Für dieses spezielle und für Unternehmerfamilien elementare Thema haben wir in den vergangenen Monaten zahlreiche Vermögensanlage-Experten kontaktiert und deren Methoden analysiert. Überzeugt haben uns vor allem die Ansätze der J.P. Morgan Private Bank. Deren hier verlinkte => Checkliste spiegelt wichtige Aspekte im Vorfeld eines Firmenverkaufs wider. Zudem hat uns J.P. Morgan freundlicherweise die inhaltliche Bezugnahme auf deren Fachbeiträge zur Vermögensplanung gestattet.
Die ersten Schritte
Der erste Schritt eines zielorientierten Konzeptes sollte darin bestehen , den eigentlichen Zweck oder die primäre Intention für das Vermögen explizit zu formulieren. Mit anderen Worten: Wie soll sich mein Vermögen im Laufe der Zeit entwickeln?
Als nächstes sollten persönlichen Ziele, die mit den jeweiligen Absichten im Einklang stehen, definiert werden. Jedes Ziel hat vier entscheidende Komponenten: einen Eurobetrag, eine Kategorie, einen Zeithorizont und eine Prioritätsstufe. Zum Beispiel ist es eine hohe Priorität, im Ruhestand jährlich 1.000.000 EUR auszugeben, oder es wäre schön, nächstes Jahr für 3 Mio. EUR ein Haus in den Bergen zu kaufen.
Anschließend werden diese verschiedenen Ziele in Kategorien eingeteilt, wie z. B. Liquidität, Lebensstil, Vermächtnis und beständiges Wachstum. Auf diese Weise können verschiedene Kapitalpools auf Strategien und Lösungen ausgerichtet werden, die dem Zweck der jeweiligen Kategorie entsprechen.
Wer die Intentionen für sein Vermögen artikuliert und seine Ziele absteckt, entwickelt einen Plan, der ihm auf lange Sicht gute Dienste leisten wird. Durch die Bündelung des Vermögens in verschiedenen Kategorien nehmen die langfristigen Ziele eine konkrete Gestalt an, sodass eine Verbindung mit der Zukunft eingegangen und an dem sorgfältig ausgearbeiteten Plan festgehalten werden kann.
Der Wert des eigenen Beitrags
Das schwedische Möbelhaus IKEA hat ein multinationales Imperium erschaffen, weil es begriff, dass Menschen, die etwas eigenhändig aufbauen – zum Beispiel ein Bücherregal oder einen Schreibtisch –, diesem Gegenstand eine größere Wertschätzung entgegenbringen als einem ähnlichen Produkt, das fertig gekauft wurde. Diese einfache, aber wirkungsvolle Idee wird als „IKEA-Effekt“ bezeichnet und leitet sich aus dem Besitztumseffekt ab, wonach wir den Dingen einen höheren Wert beimessen, wenn wir sie besitzen.
Das bedeutet, dass wir ein stärkeres Gefühl der Eigenverantwortung wahrnehmen, wenn wir an der Entwicklung unserer Finanzpläne selbst beteiligt sind – wir werden sie höher schätzen als ein Produkt von der Stange. Schon die Planung an sich macht sie wertvoller.
Die Zukunft definieren
Was passiert, wenn wir unsere Pläne aufgeben wollen? Wir alle haben schon einmal mit einer Diät, einem Übungsprogramm oder einer Finanzstrategie begonnen, nur um vom Kurs abzukommen, sobald sich die nächste Versuchung bietet, wie etwa ein köstliches Dessert oder ein brandneuer Anlagetrend.
Die Verhaltensforschung führt dies darauf zurück, dass wir keinen Bezug zu den langfristigen Konsequenzen unseres Handelns haben. Wir betrachten unser zukünftiges Ich tatsächlich als eine völlig andere Person. Ob es um unseren Kontostand oder um unseren Taillenumfang geht, die Konsequenzen unserer heutigen Entscheidungen wird morgen „irgendjemand anders“ zu spüren bekommen. Kurz gesagt: Wir halten uns nicht an unsere Pläne, weil sie auf eine Zukunft hinarbeiten, die wir uns nicht recht vorstellen können.
Indem wir unsere Ziele so konkret und detailliert wie möglich gestalten – etwa durch die Einteilung in Kategorien mit Zeitplänen, Eurobeträgen
und Prioritäten –, schärfen wir den Fokus auf die Zukunft. Dadurch fällt es uns leichter, eine emotionale, intuitive Verbindung zu diesen künftigen Zielen herzustellen. Auf diese Weise können wir dem Drang widerstehen, unsere kurzfristigen Strategien zu ändern, ohne die Auswirkungen auf unsere klar definierten langfristigen Ziele zu berücksichtigen. Dies macht es wiederum einfacher, an unseren Plänen festzuhalten.